Usbekistan – Präsidentschaftswahlen

Übersetzung eines Artikels von Rostislaw Ischtschenko . Quelle https://cont.ws/post/450135

Ob die Ergebnisse der Präsidentschaftswahlen in Usbekistan für Russland vorteilhaft sind – oder nicht?

Bei fast 88%iger Teilnahme an den Präsidentschaftswahlen in Usbekistan, die am vergangenen Sonntag stattfanden, hat – wie es vorhergesagt wurde – der Vertreter des Präsidenten, der Ministerpräsident des Landes, Shavkat Miromonovitch Mirsiyoyew, gesiegt.

Eine Übergangsperiode ohne Sensationen

Als Ministerpräsident arbeitete Shakat Mirsiyoyew bereits die letzten 13 Jahre, seit Dezember 2003. Die Fähigkeit, die Situation im Land zu kontrollieren, hat er im Verlaufe einer dreimonatigen Übergangsperiode, zwischen dem Tod des ersten Präsidenten Usbekistans, Islom Karimov, und den Wahlen, bewiesen.
Allein die Tatsache, dass die ganze Zeit aus Usbekistan keine sensationellen politischen Nachrichten kamen, zeugt von den sicheren Handlungen der Zentralmacht, um die Stabilität zu erhalten.Das ist ein sehr wichtiges Moment, da Usbekistan ein kompliziertes Land ist und die bewaffnete Meuterei in Andischan – im berühmt/berüchtigten Ferhanatal – erst 2005 geschah und demzufolge noch nicht lange her ist. Man muss auch berücksichtigen, dass Islom Karimov seit 1989 – das heißt 27 Jahre – an der Macht war. In der Regel ruft das Ende einer so langen Regierungszeit die Elitegruppierungen zum Kampf um die Macht herbei. Sie versuchen dabei sich auf verschiedene Regionen des Landes zu stützen.
In diesem Fall blieb aber im Land die volle Ruhe erhalten und die Wahlperiode und die Wahlen sind ohne irgendwelche Ausschreitungen verlaufen. Das demonstriert zweifellos die Kraft und die ausreichende Autorität der neuen Macht. Der überzeugende, bedingungslose Sieg von Shavkat Mirsiyoyew wurde nur eine zusätzliche Bestätigung dieser offensichtlichen Tatsache.

Der Stabilisator Mittelasiens

So scheint die innere Stabilität in Usbekistan in den nächsten Jahren garantiert. Neben Kasachstan ist Usbekistan der Hauptstabilisator Mittelasiens. Ausschreitungen – welcher Art auch immer – in der Region sind der Sonderfall, normalerweise behalten Astana und Taschkent die Kontrolle über die Situation. Klar ist auch die Rolle Mittelasiens in der Bewahrung der Sicherheit an den Südgrenzen Russlands, sowie bei der Realisierung des Projektes der Neuen Großen Seidenstrasse, die für den Transit durch Mittelasien und Russland (heute der kürzeste und billigste Weg) projektiert ist und ganz klar dafür bestimmt ist, die chinesischen Waren auf die europäischen Märkte zu bringen.
Dabei muß man kaum irgendwelche ernsthaften Veränderungen in den usbekisch-russischen Beziehungen befürchten. Taschkent unterstützt traditionell die konstruktiven Beziehungen zu Moskau, distanziert sich nur von den russischen Integrationsinitiativen. Da diese Politik unter unmittelbarer Teilnahme von Shavkat Mirsiyoyew entwickelt wurde, ist es schwierig zu erwarten, dass er, jetzt Präsident geworden, sie heftig ändern wird.
In puncto Außenpolitik denken die geltende Macht, die sich auf eine rechtszentristische Mehrheit im Parlament stützt und die linkszentristische parlamentarische Opposition einheitlich. Sowohl die eine, wie auch die andere treten für die Erhaltung des status quo ein. Die Beziehungen mit Russland sollen gut sein. Die Annäherung soll andauern. Aber zum Eurasischen Projekt (das Eurasische Wirtschaftsbündnis – EAWU) verhält sich Usbekistan zurückhaltend.

Was für Moskau vorteilhaft ist

Im Prinzip sollte Moskau eine solche Position heute generell vertreten. Die EAWU muß nur noch weiter strukturiert werden. Ein Teil der Partner Russlands hatte auf der Basis dieser Integrationsvereinbarung offenbar überhöhte Erwartungen daran, dass die Situation der UdSSR wiederholt würde, mit den einseitigen Wirtschaftszugeständnissen Moskaus im Austausch gegen ephemerische (kurz andauernde) politische Loyalität. Jetzt sind die Hauptbemühungen darauf gerichtet, die wirksamen Mechanismen der Vereinbarung der Positionen und der Reduzierung der Widersprüche zu produzieren und zu starten.
Unter Berücksichtigung dessen, dass Usbekistan und Kasachstan traditionell um die Führung in Mittelasien wetteifern, könnte ihr gleichzeitiges Erscheinen in der EAWU zur Bildung unüberwindlicher Widersprüche führen. Jetzt haben wir zwei Varianten der Zusammenarbeit mit den mittelasiatischen Staaten:
1) Die erste gewährleistet – im Rahmen der EAWU – die Orientierung der kleineren Staaten Mittelasiens (Kirgisiens und Tadschikistans) auf Russland und Kasachstan und garantiert damit vollständig den chinesischen Transit.
2) Die zweite ermöglicht – auf zweiseitiger Grundlage mit Usbekistan – über die Politik die Sphäre des Handels mit Energieträgern und den Lieferungen der notwendigen Rohstoffe aus Usbekistan an die russischen Industrie zu vereinbaren.
Auf die zweiseitigen Abkommen erstrecken sich aber die Präferenzen nicht, die den Mitgliedsländern der EAWU gewährt werden. Unter Berücksichtigung der Unvergleichbarkeit der Macht der russischen und der usbekischen Ökonomien, zeigt sich das mit zusätzlichen Verpflichtungen belastete Moskau hier in der Lage, partnerschaftlich vorzugehen.
Usbekistan kann den Zugang zu den Weltmärkten über die Territorien Turkmeniens (das gegenüber den russischen Integrationsprojekten ebenfalls die Politik der Nichtpaktgebundenheit durchführt) und Irans suchen. Es besteht auch die Möglichkeit, Usbekistan in eine der Südabzweigungen der Neuen Großen Seidenstrasse aufzunehmen. Es ist möglich, dass bei einer längeren Periode von günstigen Bedingungen die usbekische Wirtschaft zu einer standfesten Größe wird.
Jedoch macht das Umformatieren dieses globalen politischen und Wirtschaftssystems die Bildung von großen geschlossenen Clustern erforderlich. Das russisch-chinesische Projekt vom Großen Eurasien ist für Mittelasien alternativlos. Die USA haben die Region schon unter Obama verlassen – und unter Trump werden sie dorthin kaum zurückkehren. Die Mitgliedschaft Usbekistans in der Schanghaier Organisation der Zusammenarbeit (SOZ) – das gemeinsame russisch-chinesische Integrationsprojekt ist durchaus lockerer als die in der EAWU – bestimmt aber ebenfalls vorher die Auswahl des Clusters. Und tatsächlich geht es in diesem Fall nur um die Geschwindigkeit der Integration und ihre Tiefe.
Vom Standpunkt der Interessen Russlands sind die Geschwindigkeit und die Tiefe der wirtschaftlichen Integration nicht so wichtig, wie die Erhaltung der politischen Stabilität in Usbekistan. So lässt sich die Nachfolge leicht entscheiden. In diesem Plan erlaubt es der Ausgang der vergangenen Wahlen, optimistisch in die Zukunft zu sehen.

23 Gedanken zu „Usbekistan – Präsidentschaftswahlen“

  1. Lieber Herr Roth, das hat nichts mit Ihrem Ar tikel zu tun, aber jetzt will ich sehen wie die Raute des Schreckens ihre Hände zum Gebet faltet. Ich will einfach nur sehen, wie mit all dem Blut der Menschen, sich ihre Hände mit der Unterzützung des politischen Geläut der Kirchen, zum scheinheiligen Gebet versammelt. Ich will eure RAUTE zum Falten der Hände sehen .

    1. Ich habe eure Vorschläge aufgegriffen und „Dies und Das“ wieder zum Leben erweckt.

      Thomas Roth hat sich liebenswürdigerweise bereit gefunden, uns mit interessantem russischen Material zu versorgen und ich fände es gut, das nicht würdigen, indem man seine Arbeit ignoriert und wer weiss was da kommentiert.

      Solche völlig themenfremden Kommentare doch bitte in Dies und Das. Unter Artikel von Gastautoren, die uns immerhin freiwillig und ehrenamtlich ihre Arbeit zur Verfügung stellen, bitte weitgehend themen- oder wenigstens Russland-bezogene Kommentare!

  2. @Herr Roth, Dankeschön für Ihre Übersetzungsarbeit und Information; und gut, dass Sie wieder da sind (auch wenn ich Sie , wie soll ich sagen, Sie manchmal früher auf den Mond schießen hätte können grrr) …
    Dorf = auch Vielfalt !?

  3. Man wünscht ein stetiges aber langsames Anwachsen des wirtschaftlichen Handels für einen besseren Lebensstandard der Bevölkerung aller. Ohne Bevorzugsbehandlung oder Abgeben gewonnener Souveränität, soweit in der geologischen Lage möglich.
    (Hätte Ukraine auch haben können, wär Janukovic nicht so von sich überzeugt und gierig gewesen – wie viele westlich gelegene Länder ebenfalls)
    Danke für die Übersetzung.

  4. Ein hoffnungsvoller Blick auf das Land Usbekistan.

    Danke Hr. Roth für die Fleißarbeit, damit schließen sie Informationslücken, die uns die hiesige AgitProp-Landschaft hinterläßt.

  5. Danke für den informativen und sachlichen Artikel.

    Da dieser Blog seit dem Softwarewechsel qualitativ und quantitativ abgenommen hat, muss man über die russischen Übersetzungen sehr dankbar sein.
    Der letzte lesenswerte Artikel kam von der Dagmar Henn am 19.11 – schade, dass in letzter Zeit hier nicht mehr viel los ist und deswegen hunterte von Kommentaren in jedem Artikel zu finden sind.

    Deswegen nochmal ein großes Dankeschön für die Mühe und Arbeit, lassen Sie sich nicht von eifersüchtigen Neidern in den Kommentaren runterziehen.

    1. Sehr geehrter Peter, warum wollen sie Zwietracht, in ein friedliches Dorf tragen ? die Hunderte von Beiträgen, sind doch nur ein Ausdruck, für ein sehr lebendiges Dorf. Meistens wird hier im Dorf, auch zum jeweiligen Thema gepostet.
      Im Moment ist das Thema, die Stabilität, der Mittelasiatischen Staaten. Die wohl mittlerweile, die Entwicklungs- Perspektiven, mit der Schanghai Organisation, für sich positiver einschätzen, wie sich mit Wertlosem grün bedrucken Papier, zu der Stationierung, von bevormundenden US Truppen, verleiten zu lassen, die keinerlei Perspektiven, für eine Nachhaltige Entwicklung, ihrer Länder bieten kann.

    2. Na ja,@Peter-gehen Sie mal 2 Threats zurück zu „Dies und das“.Da ist schon wieder Power drin.Davor allerdings wars wohl eher lahm.

  6. @T.R. eine gute und nützliche Sicht in das große Asien hinein. Bin persönlich der Meinung, das das Gewäsch in dt. Gazetten und MSM mit nur Themen ab Polen westwärts die wirklichen großen Veränderungen im Osten nicht berücksichtigen bzw. offenbar auch nicht die intellektuellen Möglichkeiten dazu haben.
    Offenbar haben einige hier das Problem, das sie nicht über den eigenen Tellerrand schauen können oder wollen.
    Die Öffnung zu erweiterten Themen kann ich nur begrüßen.
    Danke Russophilus und die Fleißarbeit von T.R.

  7. Eine interessante Übersetzung,danke.
    Die anscheinende Leichtigkeit Asiatischem Handelns im Verbund mit Politik,sollte dem „Indoktriniertem“ EU-ler zu denken geben.Deutliche Anzeichen kamen auch von diversen Wahlen in den Östlichen Europäischen Ländern das diese gen Russland schielen!Während hier eine Stimmung des Untergangs herrscht.
    Mir erscheint dieser Prozess absolut widersprüchlich und schizophren der hier gefahren wird.Es gleicht dem Modell „Austria“ eine theatralische Aufführung um der Ressource Mensch weiter im Griff zu halten!

  8. Danke, Thomas Roth!

    Das Wahlergebnis in Usbekistan lässt auf politische Stabilität im Land und schrittweise Verbesserung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit zum gegenseitigen Vorteil der mittelasiatischen Staaten untereinander und mit Russland und China hoffen. Das ist auch wichtig für die OVKS als gemeinsamer „politisch-militärischer Schutzschirm“.

    Ich denke, dass Erdogans Traum vom 17. türkisch-mongolischen Reich (bis 2023 zu gründen) damit in weite Ferne gerückt ist. Mit den beiden mittelasiatischen „Stabilitätsankern“ Kasachstan und Usbekistan neben Russland dürfte daraus nichts werden.
    Hoffen wir, dass Erdogan die Zeichen der Zeit richtig versteht und dies sich auch in politischem Realismus (siehe Aleppo) manifestiert.

  9. Kurzer Zwischenruf:
    Die Abfahrt hunderter Kämpfer der tschetschenischen Militärpolizei nach Syrien wurde auf Video aufgenommen.
    Auf der folgenden Adresse kann jeder sehen was das für Prachtkerle sind.
    https://cont.ws/post/451861
    Schätzungsweise haben sie sich 2014 im Donbass ihre militärische Praxis geholt. Jetzt werden sie Ordnung durchsetzen. Die können auch Wohngebiete durchkämmen – an der Sprache mangelt es auch nicht.
    In den sozialen Netzwerken ist ein Video erschienen, auf dem, vermutlich, die Abfahrt der Kämpfer aus Tschetschenien zur Operation in der Syrischen Republik zu sehen ist.
    Auf den Ärmeln ist bei vielen Menschen auf dem Video die schwarze Binde mit den Streifen der Militärpolizei der Streitkräfte der Russischen Föderation zu sehen. Die Militärpolizei ist für den Schutz der Militärangehörigen und der bürgerlichen Personen geschaffen, die sich an den militärischen Orten befinden, zu ihren Aufgaben gehört auch der Schutz der hochwichtigen Objekte des Verteidigungsministeriums.
    Wie früher Interfax mitteilte, entscheidet die Abteilung der Militärpolizei bereits die Aufgaben des Schutzes der Objekte und der Sicherung des Straßenverkehrs auf dem Territorium des Militärfliegerhorstes Hmeimim in der Syrischen Arabischen Republik erfolgreich.
    In Februar 2016 hatte Ramsan Kadyrow davon erzählt, dass die tschetschenischen Militärs sich aktiv beteiligen wollen am syrischen Krieg im Bestande des russischen Kontingentes. Dann wurden im Teleprogramm die Fachkräfte der gut ausgestatteten und ausgerüsteten tschetschenischen Kämpfer, die auf einem der russischen Militärübungsplätze trainierten, vorgeführt.

  10. @Thomas Roth,
    schön, dass Sie wieder da sind, und danke für so einen Artikel. Im Sommer werden es vierzig Jahre, seitdem ich in Usbekistan war. Mehrere Städte habe ich damals besucht. Auch die Hauptstadt Taschkent. Nach dem schlimmen Erdbeben im Jahre 1966 wurde die ganze Stadt, sowie andere neu erbaut. Was mir bei meinem Besuch aufgefallen ist, war die reiche Kultur dieser Teilrepublik der damaligen UdSSR, es gab viele Museen, Theaters usw. Leider, wird hier im Westen dieses Land nur als abtrünnig dargestellt. Das Volk war stolz auf seine reiche Geschichte. Nur konnte es nicht im Genuss dieser Kulturschätze sein. Die Kluft zwischen Arm und Reich war sehr tief. Die unteren Schichten aßen meist nur Flatbrot und Reis, die Reichen schliefen auf Gold. Nichts übertrieben: Um das vorhandene Gold zu schützen, setzte man Schlangen Kobra darauf, den bekanntlich, kann man diese Schlangen als Hüter von solchen Schätzen einsetzen. Dies war zur Zeiten des Herrschens von Raschidow Scharaf, als ersten Sekretär der kommunistischen Partei Usbekistan.

    Man kann jetzt nur auf besseren Zeiten hoffen.

  11. Milovan Drecun bringt regelmäßig relativ brauchbare Analysen mit vielen Fakten und Zahlen. Der Beitrag widmet sich dem Thema „Die Krim und die Tataren“ (im Kontext: Konflikt Rußland – Ukraine).

    Der Machtwechsel in der Ukraine, dannach die Verlegung des Krisenherdes auf die östl. pro-russischen Gebiete der Ukraine und die militär. Intervention Rußlands lassen einen Konflikt zw. der Ukraine und Rußland immer wahrscheinlicher werden. Dies führte zu einem offenen geopolitischen Kampf zw. amis und eu auf der einen Seite und Rußland auf der anderen. Das Chaos in der Ukraine ist zweifellos die gefährlichste Konstellation (ost gegen west) seit dem 2. Weltkrieg. Um den Hintergrund der aktuellen Ereignisse in der Ukraine zu verstehen, ist es unumgänglich die geopolitische Bedeutung der Ukraine – insbesondere der Krim – für die großen Mächte zu analysieren. Daher werde ich im ersten Teil meiner Analyse einen Rückblick in den Oktober 2007 machen, wo ich die Krim besuchte und im 2. Teil auf die aktuelle Lage in der Ukraine eingehen.

    Nikita Chruschtschow hat 1954 – zur Feier der 300-jährigen Vereinigung von Rußland und Ukraine – die Krim der Ukraine geschenkt. Lt. der letzten sowjet. Volkszählung aus 1989 lebten auf der Krim rd. 2,5 Mio. Menschen (Russen 67%, Ukrainer 26% und rd. 40 kleinere Minderheiten). Anfang der 90iger Jahre veränderte sich die ethnische Struktur der Bevölkerung stetig. Vor allem durch die Tatsache, dass die Tataren (die Stalin 1944 umsiedelte, da sie mit den Nazis kollaborierten) sich massenhaft ansiedelten. 1989 lebten auf der Krim rd. 1,58% (rd. 38.000) Tataren. 1992 rd. 200.000. Im Jänner 1995 waren es rd, 250.000 (also 10% der Gesamtbevölkerung). Bis 2007 wächst die Zahl auf 400.000 (rd. 15%). Die Krim hat 1992 den Status einer autonomen Republik erhalten.

    Für die Russen ist die Krim „heiliges Land“; der Ursprung ihrer orthodoxen Identität. In Kherson bzw. Sevastopol wurde 998 Vladimir der Große getauft und somit sind die Russen zum Christentum übergegangen. Kherson ist der Urspung der geistlichen russ. Geburt.

    Die Krim wird zur zentralen Frage in den Beziehungen Rußland – Ukraine; besonders nach der Annäherung der Ukraine Richtung nato. 2006 hat die Ukraine veröffentlicht, dass sie in 3 Jahren der nato beitreten möchte. Dagegen sind rd. 15. Mio. Russen, die in der Ukraine leben. Diese Ankündigung eröffnete den geopolitischen Krieg mit Rußland mit Fokus auf die Krim und Schwarzes Meer. Damit wäre Rußland endgültig von den „warmen Meeren“ ausgeschlossen und in den geopolitischen Sack gesteckt, der dann nur mehr zugeknüpft werden müßte. Neben der Ostsee wollten amis/nato die Russen aus dem Mittel- und Schwarzen Meer werfen (geopolitische geht es vor allem um Erdöl- bzw. Gasleitungen). Daher auch die stetig anwachsende Zahl an nato-Manövern im Schwarzen Meer. Es entstand ein neues (nato) Schwarzmeerbündnis (GUAM – Georgien – Ukraine – Azerbaidschan – Moldavien). Die amis haben das Schwarze Meer zu ihrer Interessensphäre erklärt.

    Folglich war es für die Russen unumgänglich, die Krim zu halten (wer die Krim kontrolliert, kontrolliert das Schwarze Meer und somit die Energietrassen). Daher auch logisch, dass die amis um jeden Preis die Russen von der Halbinsel verdrängen wollten/wollen. Der einfachste Weg wäre gewesen: die Ukraine in die nato und den Vertrag mit Rußland bez. Krim (bis 2017) einfach auslaufen lassen. Ein weiteres Indiz, dass es Richtung nato geht, ist die Verschrottung der ukrain. Flotte.

    Nun zu einem Teilaspekt des strategischen Konfliktes, der die Mechanismen und einwirkenden Kräfte sehr gut aufzeigt. Es wurden Prozesse in Lauf gesetzt, die auf eine starke Destabilisierung der Region hinweisen. Durch die Strategie sollte letztlich die nato die volle Kontrolle über die Krim – und somit das Schwarze Meer – erlangen. Außerdem haben die Türken Ambitionen ihren historisch über einen längeren Zeitraum ausgeübten Einfluß in der Region wiederzuerlangen; und das mit Hilfe der sau-araber und dem Salifismus. Das ist die potenziell größte Gefahr vor Ort. 30 km von der Hauptstadt entfernt liegt der Ort Backhchysarai (die ehem. Hauptstadt des Tatarenstaates, der im 18. Jhdt ausgelöscht wurde). Heute (Anmk: also 2007) versuchen sich die Tataren neu zu organisieren. Sie haben sogar ein (illegales) Parlament und Machtstrukturen, wobei die ukrain. Behörden dies nicht nur duldet sonder sogar fördert; ja sich die ultra-rechten sogar mit den Tataren zusammenschlossen; gegen den gemeinsamen Feind – Rußland. Ziel der Tataren: eine neue Tatarenrepublik. 1991 wurde dies beim Kongress der Krimtataren öffentlich gemacht und weiters festgehalten, dass alles Land und deren Schätze auf der Krim den Tataren gehört. Der Fahrplan war: zuerst eine Autonomie und dann den islam. Tatarenstaat. Mit der Zeit wurden die Parallelstrukturen der Tataren immer stärker. Wir haben sogar paramilitär. Formationen, die von der Ukraine geduldet werden und im Tschetschenienkrieg eine aktive Rolle spielten (eine Art Training/Vorbereitung). Das Hauptopfer eines möglichen Konfliktes wären die Krimrussen gewesen. Das alles geht so weit, dass die Tataren einen Antrag im ukrain. Parlament stellten, demnach sie per Gesetz einen bevorzugten Status erhalten sollten: als „privilegierte Ureinwohner“. Ein durch und durch absurder Antrag. So ein Gesetz gibt es auf der ganzen Welt nicht.

    Seit 1991 nehmen die Tataren auf der Krim einfach Land (welches sich in Staatseigentum befindet) in Besitz. Alle Städte der Krim sind von solchen Siedlungen umgeben, wo die Staatsmacht keinen Zutritt hatte. Die größten Anstrengungen unternahmen sie, um einen Ring um Sevastopol zu formen. Finanziert wurde alles aus der Türkei, wo auch die größte Diaspora der Krimtataren lebt (plus Logistik durch Ukraine). In min. 19:00 kann man die Objekte sehen, die landesweit gebaut wurden, um das Land zu okkupieren. Die Krimtataren verstecken ihre Abneigung gegenüber den Slaven nicht und teilen ihnen offen mit, dass sie bald die Krim verlassen werden müßten. Der Einfluss der Salafisten bzw. islam. Extremistenorganisationen hat stark zugenommen (z.B. ARRAID – übersetzt: Fortschritt; Hauptaufgabe: die ideologische Bearbeitung der Krimmuslime; Ziel: Dschihad). Salafisten (Vorbeter) aus sau-arabien fordern die Krimmuslime ständig zum Kampf gegen die Ungläubigen auf. Hauptzielgruppe sind Kinder und Jugendliche; die Kämpfer von morgen. Sau-arabien finanziert ebenfalls viele neue Gebetshäuser.

    Der Link: https://www.youtube.com/watch?v=YxhLd0yuMGY

    MMn ein recht brauchbarer Überblick, der Geschehnisse vor dem Maidan. Wenn man berücksichtigt, wo die Türken überall ihre Finger im Spiel haben bzw. hatten (China – Uiguren, Russen – Tataren uvm.), möchte ich nicht in deren Haut stecken. Aktuelle „Freundschaft“ hin oder her …

  12. Die neue nahöstliche Realität

    Autor: Jewgenij Satanowskij, 05.12.2016

    (gelöscht und als Artikel eingestellt – Russophilus)

    Am Sonnabend folgt ein Interview mit Alexander Sachartschenko zur Lage und zu Entwicklungen im Donbass und in der Ukraine.

  13. @sloga. Vielen Dank für die Zusammenfassung. Es erweitert meinen Blick. Sie schreiben, daß 2007 die Anzahl der Krimtartaren auf ca. 400 000 anstieg. Haben Sie Einwohnerzahlen für die heutige Zeit? Nur wenn Sie sie parat haben, kann auch selber recherchieren.

    1. @ Stubido

      Die aktuellen Zahlen habe ich leider nicht. Sie sind mMn auch nicht mehr relevant, da die Russen die Lage vor Ort (endlich) kontrollieren. Die Situation ist soweit entschärft. Was wäre nur geschehen, wenn der Krimvertrag 10 Jahre später ausgelaufen wäre? Kaum auszudenken …

    2. http://www.dw.com/de/wie-auf-einem-pulverfass-krimtataren-haben-angst-vor-moskau/a-19529322
      ohne Worte – das ist die andere (Propaganda)Seite.
      Mir fiel das im Sommer1983 nicht auf. Die Anschläge2015 auf der Krim wurden doch auch von denTataren durchgeführt.
      Und natürlich wurde die Krim erobert – im 16.Jh .Seit dem ist sie russisch. Wer vor den Tataren dort siedelte weiß ich nicht. Angesiedelt haben sie sich nach dem Zerfall der Goldenen Horde und waren dann der Hohen Pforte(Osmanen) tributpflichtig.

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